Die Bauernstuben des Altonaer Museums neu gesehen.

Abstract des Vortrags auf der MAI-Tagung 2008

von Dr. Vanessa Hirsch

Die 17 Bauernstuben aus dem 17. bis 19. Jh. im Altonaer Museum stellen als fester Objekteinbau einen der Kernbestände des Hauses dar, der seit 1914 weitgehend unverändert geblieben ist. Wandgestaltungen, Möbel und andere Ausstattungsgegenstände bilden bis heute ein dreidimensionales und von den Besuchern betretbares Raum-Bild, das jeweils die Einrichtungsgewohnheiten einer bestimmten Region exemplarisch darstellt. Für den heutigen Umgang mit diesem äußerst komplexen Ensemble stellt sich jedoch das Problem, dass der Ausstellungsbereich von den Besuchern überwiegend als dunkel und "langweilig" empfunden wird, zumal didaktische Hilfsmittel wie Beschriftungen aus konservatorischen Gründen nur in geringem Umfang angeboten werden können. Da außerdem die Inszenierungsform nicht dem Stand der Gegenwart entspricht, werden die in den Bauernstuben versammelten Schätze viel zu selten als solche wahrgenommen.

Dennoch ist es gelungen, diesen Ausstellungsbereich neu zu beleben, und zwar mittels einer PDA-basierten audiovisuellen Führung. Mit diesem Gerät können die Besucher in der Ausstellung entweder einer vorgegebenen Tour folgen, die nahezu alle Stuben erschließt, oder aber sich nur dann gezielt Informationen abrufen, wenn eine Stube oder ein Thema sie besonders anspricht. Damit wird den Bedürfnissen unterschiedlicher Besuchergruppen Rechnung getragen. Aufgrund der positiven Resonanz ist geplant, das System sukzessive zu erweitern, etwa um eine noch größere Anzahl Themensträngen und Einzelobjekten zu erschließen. Außerdem soll eine eigene Benutzereinheit für Kinder und Jugendliche erarbeitet werden. Auch die Erschließung weiterer Abteilungen ist in Planung.

Die Vorteile des PDAs im Vergleich zu einem Audioguide liegen auf der Hand: Die Kopplung von Bild und Ton erlaubt es, die Benutzer mit optischen Hintergrundinformationen wie Landkarten oder mit Vergleichsobjekten bekannt zu machen, die in der Ausstellung selbst nicht zu sehen sind. Auch die Wegeführung innerhalb der Abteilung wird erleichtert durch Grundrisse, die an entsprechender Stelle auf dem Display erscheinen. Die Geräte mit ihren großen Tasten und übersichtlichen Displays werden speziell von älteren Besuchern sehr gut angenommen.

Seit Inbetriebnahme der PDAs im November 2007 ist erwiesen, dass eine "vergessene" Abteilung auch ohne hohe Investitionen zu neuem Leben erweckt werden kann. Umbauten, die Eingriffe in das Ensemble nach sich gezogen hätten, oder Ausgaben für Beschilderungen waren nicht nötig. Die Besucher verstehen nun die Einzigartigkeit der historischen Bauernstuben, können nachvollziehen, warum dieser Bestand in der bestehenden Form gezeigt wird und sie werden motiviert, sich auch mit Details zu beschäftigen. Damit wird der PDA zu einer Schule des Sehens, der den Wunsch nach "mehr" bereits in sich trägt.

(Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Vanessa Hirsch)

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